Gesundheit
Zeitung: In Deutschland fehlen Tausende Lebensmittelkontrolleure
GDN -
In Deutschland fehlen Tausende Lebensmittelkontrolleure. "Wir haben ein Kontrollproblem, so kann der Bürger nicht ausreichend geschützt werden", sagte Martin Müller, der Vorsitzende des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure (BVLK), der "Welt".
Aktuell sind bundesweit rund 2.400 Prüfer im Einsatz, berichtet Müller. Viel zu wenig, um den gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen. Denn in Einzelfällen sei ein Kontrolleur für über 1.200 Betriebe zuständig. "Dadurch können wir nicht den spürbaren Überwachungsdruck auf die Branche ausüben, der notwendig wäre." Für eine effektive und wirksame Kontrolle sind Müller zufolge mindestens 4.000 Kontrolleure nötig. "Sonst reiht sich auch in Zukunft Skandal an Skandal." Denn sein Zeugnis für die Lebensmittelindustrie fällt wenig schmeichelhaft aus. "Da wird gelogen und betrogen, was das Zeug hält", sagt der Verbandschef. Zwar gebe es kaum Sicherheitsprobleme. Gesundheitsgefahren würden lediglich in 0,3 bis einem Prozent der Fälle ausgehen. Bei der Deklaration dagegen werde regelmäßig getäuscht. Aktuell gibt es gleich zwei Fälle, die Müllers Anschuldigungen untermauern. Zum einen werden schon seit Wochen Fertiggerichte aus dem Handel genommen, weil sie Pferdefleisch statt des ausgewiesenen Rindfleischs enthalten. Zum anderen ist die Staatsanwaltschaft in Oldenburg einem systematischen Betrug bei der Haltung von Legehennen auf der Spur. Den Ermittlungen zufolge haben rund 200 Betriebe Eier als Bio- oder Freilandware verkauft, obwohl deutlich mehr Hühner in den Ställen waren als erlaubt. Die Kontrolle von Lebensmitteln ist in Deutschland Ländersache. In zahlreichen Bundesländern wird diese Aufgabe aber auf die Kommunen übertragen, darunter beispielsweise Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Brandenburg. Bei den Städten und Gemeinden aber fehlt häufig das Geld für die Überwachung. "Kontrolliert wird nach Kassenlage", schimpft BVLK-Chef Müller. Personal sei verfügbar, die nötigen Prüfer würden aber nicht eingestellt. "Hier wird nach dem Motto gehandelt: Augen zu, Ohren zu und durch." Dadurch steige das Risiko. Denn aufgrund des Personalmangels kann nach Verbandsangaben nicht mal jedes zweite Unternehmen in Deutschland innerhalb eines Jahres überprüft werden.
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