Gesundheit
Neue Krebs-Medikamente: Gesundheitswesen drohen drastisch höhere Kosten
Das berichtet die "Welt am Sonntag". Demnach hat die europäische Kommission im vergangenen Jahr 16 neue Krebsmittel zugelassen - so viele wie lange nicht. Das geht aus bisher unveröffentlichten Zahlen der europäischen Zulassungsbehörde (EMA) und des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte hervor. Laut dem Bericht hat sich die Zahl neuer Wirkstoffe in den vergangenen beiden Jahren vervielfacht: Im Jahr 2010 wurden zwei neue Wirkstoffe zugelassen, im vergangenen Jahr acht. Die übrigen acht Zulassungen sind Wirkstoffe, die bereits am Markt sind und zur Behandlung einer weiteren Krebsart neu zugelassen wurden. Wie das Blatt weiter berichtet, wird sich der Trend fortsetzen: Die Zulassungsbehörden in Europa und den USA, zwei für die Pharmaindustrie äußerst wichtigen Märkten, erwarten in nächster Zeit einen weiteren drastischen Anstieg bei den Zulassungen. Schätzungen zufolge sind derzeit 600 bis 800 Krebsmedikamente in der Erprobung, viele laut EMA in einem fortgeschrittenen Stadium. Während der Nutzen dieser Mittel vielfach umstritten ist, steht schon jetzt fest, dass damit hohe Kosten auf das deutsche Gesundheitssystem zukommen. Schon heute geben die Krankenkassen mehr als ein Viertel ihres Budgets für Spezialpräparate aus, zu denen die Krebsmittel zählen: für gerade einmal zwei Prozent aller verschriebenen Medikamente. Die Behandlung mit einem der neuen Krebsmittel kostet pro Patient teilweise 80.000 Euro im Jahr und mehr. Umstritten sind die Kosten vor allem deshalb, weil viele dieser Mittel die Krankheit nicht heilen, sondern bestenfalls ihr Fortschreiten um einige Wochen oder Monate verzögern. Experten kritisieren deshalb die Politik der Pharmakonzerne: "Die Preise sind ungerechtfertigt hoch", sagt Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Seit Monaten kämpfen Politik, Krankenkassen und Pharmahersteller verbissen darum, wie hoch die Preise für neue und patentgeschützte teure Medikamente sein dürfen. Es geht unter anderem um die frühe Nutzenbewertung, die das Institut für Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen durchführt. Diese Bewertung soll als Kostenbremse wirken. Das jedenfalls will die Bundesregierung mit ihrem erst vor wenigen Jahren verabschiedeten Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz erreichen.
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