Gesundheit
Deutschland hinkt bei Hebammenausbildung zurück
Die Bundesregierung lasse werdende Mütter und Hebammen weiterhin im Stich, beklagte Kirsten Kappert-Gonther, Sprecherin für Gesundheitsförderung der Bundestagsfraktion. Vor dem Hintergrund der EU-weiten Vereinheitlichung der Ausbildung ab Januar 2020 müsse die Bundesregierung jetzt handeln. "Seit fünf Jahren weiß diese Regierung, dass EU-Recht erfordert, dass es eine Hochschulausrichtung der Hebammenausbildung gibt. Es ist nicht nur fraglich, wie die Finanzierung dieses Hochschulstudiengang und die Strukturierung sein soll. Es ist auch unklar, wie die Expertise der erfahrenen Hebammen, die wir ja haben, dort einfließen soll." Die Bundesregierung, so Kapper-Gonther, gebe kein klares Bekenntnis zur Hochschulausbildung ab und scheue jegliche Festlegung, ob diese vollständig oder nur als freiwillige Option eingeführt wird. Darüber hinaus beschwerte sich die Grüne Fraktion, die Bundesregierung könne keinen Zeitplan nennen, bis wann ihre Vorschläge vorliegen sollen. Eine aktuelle Anfrage dazu von RTL und n-tv ließ das Bundesgesundheitsministerium aus Zeitgründen unbeantwortet. In seiner Antwort auf die Kleine Anfrage heißt es: "Die Bundesregierung wird die Hebammenausbildung entsprechend dem Koalitionsvertrag nach EU-Vorgaben umsetzen. Die Bundesregierung prüft zurzeit die Einzelheiten der Novellierung. Die konkrete Ausgestaltung der novellierten Hebammenausbildung ist Gegenstand dieser Prüfung. Zur Begleitung [...] wurde vom Bundesministerium für Gesundheit ein Bund-Länder-Begleitgremium eingerichtet." Die Hebammenausbildung dauert in Deutschland bislang drei Jahre und findet in der Regel an staatlich anerkannten Hebammenschulen statt. Sie umfasst mindestens 1.600 Stunden Theorie und 3.000 Stunden praktische Ausbildung. Hebammenschulen sind an Krankenhäuser angegliedert. In den meisten europäischen Ländern findet die Hebammenausbildung vollständig an Hochschulen statt. Nun steht auch in Deutschland eine Reform der Berufsausbildung zur Hebamme an. Eine EU-Richtlinie erfordert für alle Mitgliedstaaten die Überführung der Hebammenausbildung an die Hochschulen bis 18. Januar 2020. Deutschland ist, gemeinsam mit drei kleinen anderen Ländern Europas, das Schlusslicht bei der Überführung der Ausbildung auf hochschulisches Niveau.
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