Gesundheit
Pharmaindustrie sieht keine Opioid-Krise
GDN -
Deutsche Pharma-Firmen wehren sich gegen den Vorwurf, mit Schleichwerbung für starke Schmerzmittel auch hierzulande eine Opioid-Krise mit zu verursachen. "Fälle von `Schleichwerbung` oder generell unzulässiger Öffentlichkeitswerbung bei Opiaten sind uns nicht bekannt", sagte Elmar Kroth, Geschäftsführer Wissenschaft beim Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH), der "Welt".
Auch Jochen Stemmler, Sprecher des Verbands forschender Arzneimittelhersteller (VfA), verwies darauf, dass der letzte Vorwurf verdeckter Werbung für ein verschreibungspflichtiges Medikament Jahre her sei. "Es gibt keine Belege für aktuelles Fehlverhalten", sagte Stemmler. "Deshalb beteiligen wir uns an keiner Debatte, die auf "Hörensagen" beruht." Grundsätzlich hält die Pharmabranche die jüngste Warnung vor einer Opioid-Epidemie in Deutschland für übertrieben: "Die Situation in den USA und in Deutschland ist nicht vergleichbar, denn Deutschland ist viel restriktiver, wenn es um Werbung für Arzneimittel geht", sagte VfA-Sprecher Stemmler. "Und die Einstellung zu Schmerzmitteln in der Medizin ist in Deutschland traditionell wesentlich zurückhaltender als in den Vereinigten Staaten." Der Verband vertritt nach eigener Aussage zwei Drittel des Arzneimittelmarktes hierzulande. Die Unternehmen wehren sich auch gegen die Forderung, die Werbung für rezeptfreie Medikamente mit Missbrauchspotenzial zu verbieten. "Die Werbung für rezeptfreie Arzneimittel ist ein wichtiges Instrument, um Patienten bei leichteren Erkrankungen sachgerecht über medikamentöse Therapiemöglichkeiten im Rahmen der Selbstmedikation zu informieren. Der Gesetzgeber hat im Heilmittelwerbegesetz für diese Werbung enge Leitplanken gesetzt", sagte BAH-Experte Kroth der "Welt". Außerdem stelle die Apothekenpflicht sicher, dass Schmerzmittel immer nur mit einer Beratung verkauft würden. Auch die Packungsbeilagen sorgten für eine sichere Anwendung. All diese Regelungen hätten sich bewährt, sagte Kroth. "Im Vergleich zu anderen westlichen Industrienationen hatte Deutschland im Übrigen in den letzten Jahren einen niedrigen, sogar leicht rückläufigen Pro-Kopf-Verbrauch an rezeptfreien Schmerzmitteln." Christoph Stein, Direktor der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin an der Charité, hatte in dieser Woche gewarnt, dass auch hierzulande eine Opioid-Krise wie in den USA drohe. "Der Pro-Kopf-Verbrauch von Opioiden ist in Deutschland bereits erschreckend hoch und unterscheidet sich kaum noch von dem in den USA", sagte Stein. Verbraucher seien auch hierzulande Werbebotschaften für verschreibungspflichtige Präparate ausgesetzt. "Publikumswerbung für verschreibungspflichtige Medikamente ist zwar verboten, aber es ist eine traurige Tatsache, dass man vor allem im Internet viel Schleichwerbung für verschreibungspflichtige Opioide findet", sagte Stein der "Welt". "Auch im Fernsehen taucht immer wieder verdeckte Werbung für verschreibungspflichtige Medikamente auf. Daher ist es nicht überraschend, dass Patienten dann die Markennamen von Opioiden kennen." Experten forderten auch ein generelles Verbot der Werbung für rezeptfreie Medikamente mit Missbrauchspotential, wie beispielsweise bestimmte Kombinationspräparate gegen Kopfschmerzen.
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